Bodenkrümel, Hohlräume und Gänge verschiedener 
                    Größe und Struktur differenzieren den Lebensraum Boden zunächst 
                    einmal in zahlreiche Mikrosphären und Nischen mit unterschiedlichen 
                    physikalisch-chemischen Lebensbedingungen. Mit zunehmender 
                    Bodentiefe sind diese Bedingungen im Wesentlichen durch Sauerstoffmangel, 
                    Lichtmangel und hohe Bodenfeuchtigkeit gekennzeichnet. 
                   Für die Besiedlung der Pedosphäre 
                    als Lebensraum spielt die Raumstruktur des Bodenkörpers eine 
                    große Rolle, insbesondere die Größe und Häufigkeit der Hohlräume 
                    bzw. Bodenporen , die mit 
                    Luft und bzw. oder Wasser gefüllt sind. Der gesamte Bodenkörper 
                    wird zwischen den festen Bodenkrümeln von einem  labyrinthartigen 
                    Porensystem durchzogen. Der Durchmesser der Poren nimmt in 
                    der Regel mit zunehmender Bodentiefe ab und reduziert sich 
                    von wenigen Millimetern auf Bruchteile davon. Parallel dazu 
                    nimmt der Feuchtigkeitsgehalt und Kapillarwasseranteil zu. 
                   
                  Ein durchschnittlich entwickelter Bodenkörper 
                    besteht etwa zur Hälfte aus fester Substanz, die sich zu Bodenkrümeln 
                    zusammenlagert, und zur  Hälfte aus Hohlräumen bzw. Bodenporen. 
                    Ungefähr ein Drittel dieser Poren ist großvolumig und mit 
                    Luft gefüllt und zwei Drittel sind kapillarwasserführend. 
                    (s. Porenvolumen) 
                   Bodenlebewesen besiedeln die Bodenporen 
                    und Oberflächen der Bodenpartikel. Sie können sich über 
                    das Porensystem weiter ausbreiten und dadurch das Porensystem 
                    auch verändern. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Wurzelwachstum 
                    der Pflanzen, das den Boden auflockert und neue Siedlungsräume 
                    schafft. 
                   Aufgrund der geringen Porengröße sind 
                    die meisten Bodenlebewesen sehr klein und an die spezifischen 
                    Verhältnisse - Lichtarmut, Sauerstoffmangel und hohe Feuchtigkeit 
                    - besonders angepasst. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im 
                    organisch angereicherten Oberboden.  
                  Die Verteilung der verschiedenen Organismenarten 
                    im Boden ist abhängig vom Durchmesser der Bodenporen. 
                    So können Feinporen mit einem Durchmesser < 0,2 µm 
                    nicht besiedelt werden. Aufgrund ihrer geringen Größe 
                    und ihrer besonderen Stoffwechseleigenschaften können 
                    alle Bakterienarten die Mittelporen (Durchmesser 0,2 - 50 
                    µm ) bewohnen, auch wenn die Poren längerfristig 
                    wassergefüllt sind. Steht ausreichend Sauerstoff zu Verfügung, 
                    können die Mittelporen auch von vielen Pilzarten, Algen, 
                    Einzellern (Protozoen) und Wurzeln besiedelt werden. Die mehrzelligen 
                    Bodentierarten dagegen sind so groß, dass sie nur die 
                    Grobporen (Durchmesser > 50 µm) bewohnen können, 
                    die in durchlässigen Böden in der Regel nicht mit 
                    Wasser gefüllt sind. 
                  Neben diesen bodenphysikalischen Strukturmerkmalen 
                    wirken sich weitere spezifische Eigenschaften des Bodenkörpers 
                    wie z.B. Bodenklima, Mineralsalzgehalt und Bodenreaktion (s. 
                    Bodeneigenschaften) auf die Lebensbedingungen 
                    im Boden aus. Die Gesamtheit der Einflüsse, die von der 
                    unbelebten Umwelt auf die Lebewesen (im Boden) einwirken, 
                    werden als abiotische Faktoren 
                    bezeichnet. 
                  Darüber hinaus werden die Lebensbedingungen 
                    im Boden durch biotische Faktoren 
                    differenziert, d.h. durch Einflüsse, die von den Lebewesen 
                    selbst ausgehen. Dazu gehören z.B. Konkurrenzwirkungen 
                    zwischen Artgenossen und zwischen Vertretern verschiedener 
                    Arten, Räuber-Beute-Beziehungen, symbiotische und parasitische 
                    Lebensformen und Nahrungsketten bzw. -netze (s. Interaktionen 
                    und Nahrungskette und Nahrungsnetze im Boden). 
                    Diese wirken sich wiederum modifizierend auf die abiotischen 
                    Faktoren aus. 
                  Die Qualität der abiotischen und biotischen 
                    Faktoren des Lebensraumes beeinflusst die Zusammensetzung 
                    der Arten in einer Lebensgemeinschaft 
                    und ihre jeweilige Individuendichte. Abiotische und biotische 
                    Faktoren, die an einem Standort wirksam sind, werden daher 
                    auch als Standortfaktoren bezeichnet und je nach Ursprung 
                    differenziert in natürliche 
                    Standortfaktoren und anthropogene, 
                    d.h. durch menschliche Tätigkeit bedingte Standortfaktoren 
                    (z.B. Eintrag von Luftschadstoffen, Düngung, Bodennutzung). 
                   
                  
                    
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                      Abiotische und biotische Faktoren, 
                        die am natürlichen Standort auf ein Lebewesen - hier: 
                        Raubmilbe - einwirken können. 
                        (Abb. verändert nach TOPP 1981, S. 15; Zeichnung: 
                        Karen Kiffe) | 
                     
                   
                     
                  Weitere Informationen:  
                  
                    
                  
                     
                      | Literatur: | 
                     
                     
                      | BRAUNS, A. (1968): Praktische 
                        Bodenbiologie. Stuttgart: G. Fischer.  | 
                     
                     
                      | DUNGER, W. (1964): Tiere im Boden. 
                        Wittenberg: A. Ziemsen.  | 
                     
                    
                      | GISI, U./ SCHENKER, R./ STADELMANN, 
                        F.X./ STICHER, H. (1997): Bodenökologie. 2. Auflage. Stuttgart; 
                        New York: Thieme | 
                     
                     
                      | TOPP, W. (1981): Biologie der 
                        Bodenorganismen. Heidelberg: Quelle & Meyer. | 
                     
                   
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