Der überwiegende Teil der (Boden-)Organismen
                    gewinnt die für Entwicklung, Wachstum und Vermehrung
                    notwenige Energie aus der Oxidation organischer Verbindungen.
                    Dieser Prozess wird als Atmung oder Dissimilation (s. Kohlenstoffkreislauf)
                    bezeichnet. Dabei werden Kohlenhydrate (Glucose) i.d.R. unter
                    Sauerstoffverbrauch (= aerob )
                    zu Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser bei gleichzeitiger
                    Freisetzung von Energie abgebaut. Die Menge des freigesetzten
                    CO2 gilt als Maß für
                    die Intensität der Atmungs- und Lebensprozesse. 
                  Als Bodenatmung wird
                    dementsprechend die Sauerstoff(O2)-Aufnahme und/oder
                    Kohlenstoffdioxid(CO2)-Abgabe der Bodenorganismen
                    bezeichnet (DUNGER/ FIEDLER 1997, S. 181). Sie führt
                    dazu, dass der CO2-Gehalt der Bodenluft 
                    ansteigt und der O2-Gehalt abnimmt. Aufgrund der
                    unterschiedlichen Partialdrücke dieser Gase findet dann
                    an der Bodenoberfläche
                    ein Gasaustausch zwischen Bodenluft und Atmosphäre statt.
                    Da der Partialdruck von CO2 in der Bodenluft höher
                    ist als in der Atmosphäre, diffundiert CO2 an
                    der Bodenoberfläche
                    in die Atmosphäre (s. Bodendurchlüftung
                    und Gashaushalt). Diese CO2-Abgabe
                    kann quantitativ bestimmt werden (s.u.). 
                  Das bei Atmungsprozessen im Boden
                      freigesetzte (= exhalierte) CO2 entstammt zum überwiegenden
                      Teil (etwa 70% bzw. 2/3 der Gesamtmenge) aus der Stoffwechselaktivität
                      der Mikroorganismen und zu etwa 30% aus der Wurzelatmung.
                      Der Mengenanteil der Bodentiere an der Bodenatmung ist
                      dagegen nur sehr gering (TROLLDENIER 1971, S. 75). Die
                      CO2-Exhalation von Bodenproben hoher Aktivität beträgt
                      im Freiland etwa 100-300 mg pro Stunde und m² (GISI
                    et al. 1997, S. 177). 
                  Die Intensität der Bodenatmung ist
                    vom Zusammenwirken verschiedener Faktoren abhängig,
                    wobei u.a. Menge und Qualität der organischen Substanz
                    die "veratmet" werden
                    kann, Durchlüftung des Bodens, Wasserversorgung, Temperatur,
                    Bodenreaktion und Mineralstoffgehalt des Bodens eine zentrale
                    Rolle spielen (vgl. Bodenaktivität). 
                  Durch Zufuhr organischer Substanzen
                      erhöht sich i.d.R.
                    infolge verstärkter Zersetzungsprozesse 
                    die Bodenatmung und kann daher Indikator für die
                    gesamte Bodenaktivität  herangezogen
                    werden. Die Bodenatmung kann relativ unproblematisch als
                    CO2-Abgabe der Bodenoberfläche bestimmt werden.
                    Zu den gängigsten
                    Methoden zählt dabei die chemische Fixierung des aus
                    dem Boden exhalierten CO2 durch geeignete Absorptionsmittel
                    (z.B. Kalkwasser, Kali- oder Barytlauge; vgl. DUNGER/ FIEDLER
                    19997, S. 181 ff.). 
                  Bodenatmung und die CO2-Abgabe über
                    die Bodenoberfläche
                    an die Atmosphäre gelten als wesentliche Quelle für
                    die CO2-Assimilation bei
                    der Photosynthese (s. Kohlenstoffkreislauf).
                    Ohne die Zersetzung der organischen Substanz im Boden und
                    die dabei erfolgende CO2-Freisetzung der Bodenorganismen
                    würde sich der CO2-Vorrat der Luft (ca. 0,03
                    Vol.-%) durch die photosynthetische CO2-Assimilation
                    der Pflanzen innerhalb weniger Jahrzehnte erschöpfen und die Produktion
                    neuer Biomasse begrenzen (vgl. TROLLDENIER 1971, S. 76/77). 
                   
                  Weitere Informationen:  
                  
                  Literatur: 
                  Dunger, W.
                      / Fiedler, H.J. (Hrsg.) (1997): Methoden der Bodenbiologie
                      - 2. Auflage - Jena; Stuttgart; Lübeck;
                    Ulm: Fischer. 
                    Gisi, U./
                      Schenker, R./ Schulin, R./ Stadelmann, F.X./ Sticher, H.
                      (1997): Bodenökologie
                    - 2. Auflage - Stuttgart; New York: Thieme. 
                    Hintermaier-Erhard,
                      G./ Zech, W. (1997): Wörterbuch
                    der Bodenkunde. Stuttgart: Enke. 
                    Scheffer, F./ Schachtschabel,
                      P. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde - 15. Auflage -Heidelberg;
                    Berlin: Spektrum Akademischer Verlag. 
                    Schroeder, D. (1992):
                    Bodenkunde in Stichworten - 5. Auflage - Berlin; Stuttgart:
                    Borntraeger. 
                    Trolldenier,
                      G. (1971): Bodenbiologie. Kosmos-Studienbücher.
                    Stuttgart: Franckh´sche Verlagshandlung.  
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