Böden
                        enthalten zahlreiche Reduktions- und Oxidations-Systeme,
                        in denen gekoppelte Reduktions- und Oxidationsprozesse
                        ablaufen wie z.B. Ammonifikation (= Reduktion von Nitrat
                        zu Ammonium) und Nitrifikation (= Oxidation von Ammonium
                        zu Nitrit und Nitrat).  
                  Insbesondere in der Bodenlösung finden
                    ständig
                    solche Oxidations- und Reduktionsprozesse (= Redox-Reaktionen)
                    statt. Bei der Oxidation werden Elektronen abgegeben, z.B.
                    durch die Bindung von Sauerstoff-Ionen und/oder Abgabe von
                    Wasserstoff-Ionen, bei der Reduktion Elektronen aufgenommen.
                  Ein Beispiel: 
                  
                  Da bei Oxidationsprozessen
                    Wasserstoff(H+)-Ionen produziert und bei Reduktionsprozessen
                    wieder gebunden werden, wirken sich Redox-Reaktionen grundsätzlich
                    auf die Bodenreaktion aus. 
                  Als Maß für die oxidierende bzw. reduzierende
                    Kraft eines Redox-Systems gilt das Redox-Potential (E). Es
                    bezeichnet das elektrische Potential (in Millivolt (mV)),
                    das durch den Elektronentransport vom Elektronen-Donator
                    zum Elektronen-Akzeptor entsteht. Ein hohes Redox-Potential
                    korreliert mit einer starken Oxidationskraft im Redox-System.
                    Im Boden variieren die Redox-Potentiale zwischen -300 mV
                    (= stark reduzierende Verhältnisse) und +800 mV (= stark
                    oxidierende Verhältnisse). 
                  Hohe Redox-Potentiale, die mit einem Überwiegen von
                    Oxidationsprozessen einhergehen, sind kennzeichnend für
                    gut belüftete und sauerstoffreiche Böden mit großen
                    Anteilen von oxidierten Verbindungen (z.B. Fe- und Mn-Oxide/-Hydroxide,
                    Nitrate, Sulfate) und weitgehendem Abbau der leicht umsetzbaren
                    organischen Substanz. Böden mit Sauerstoffmangel und
                    einer Anreicherung leicht abbaubarer organischer Substanz
                    dagegen zeichnen sich durch ein niedriges Redox-Potential
                    aus. Das gilt insbesondere für Grund- und Stauwasser-
                    sowie Überflutungsböden. 
                  Atmungsprozesse aerober Bodenorganismen,
                      die Sauerstoff verbrauchen, und Reduktionsprozesse anaerober
                      Mikroorganismen verursachen eine Erniedrigung des Redox-Potentials.
                      Parallel dazu steigen die pH-Werte (s. Bodenreaktion),
                      da bei Reduktionsprozessen Wasserstoff-Ionen gebunden werden
                      (s.o.). Umgekehrt sinkt mit steigendem Redox-Potential
                      der pH-Wert, weil durch Oxidationsprozesse Wasserstoff-Ionen
                    produziert werden. 
                  Insgesamt gesehen beeinflusst das
                      Redox-Potential verschiedene pedogenetische Prozesse wie
                      z.B. die Oxidationsverwitterung, Verwesung, Bodenfärbung
                      und Bodenbildungsprozesse. Darüber
                    hinaus ist es von ökologischer Bedeutung, insbesondere
                    im Hinblick auf die Verfügbarkeit oxidier- und reduzierbarer
                    Nährelemente wie N, S, Fe, Mn und Mo (s. Nährstoffhaushalt)
                    oder die Freisetzung löslicher Phosphate (durch
                    Reduktion von FeIII-Hydroxid-Phosphat-Komplexen; s. SCHROEDER
                    1992, S. 82). 
                  Bei niedrigen Redox-Potentialen
                      liegen die meisten Elemente und Verbindungen in niedrigeren
                      Oxidationsstufen vor und weisen in der Regel eine höhere Löslichkeit auf.
                    Damit sind sie leichter verfügbar für die Pflanzen,
                    können aber auch schneller aus dem Boden ausgewaschen
                    werden oder mit anderen Verbindungen reagieren. 
                      
                  Weitere Informationen:   
                  
                    
                  Literatur: 
                  Gisi, U./
                      Schenker, R./ Schulin, R./ Stadelmann, F.X./ Sticher, H.
                      (1997): Bodenökologie
                    - 2. Auflage - Stuttgart; New York: Thieme. 
                    Hintermaier-Erhard,
                      G./ Zech, W. (1997): Wörterbuch
                    der Bodenkunde. Stuttgart: Enke. 
                    Scheffer, F./ Schachtschabel,
                      P. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde - 15. Auflage -. Heidelberg;
                    Berlin: Spektrum Akademischer Verlag. 
                    Schroeder, D. (1992):
                    Bodenkunde in Stichworten - 5. Auflage - Berlin; Stuttgart:
                    Borntraeger.  
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