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Modul: Boden - Werkstatt | |
Kapitel: Boden erleben & begreifen | |
Seitentitel: Boden erleben & begreifen |
Die Werkstatt „Boden erleben & begreifen“ bietet eine Auswahl von Unterrichtseinheiten, die eine Annäherung an das Themenfeld „Boden“ ermöglichen. Die Unterrichtseinheiten konzentrieren sich auf den reflexiven und kreativen Umgang mit Boden sowie auf verschiedene Wahrnehmungsebenen des Phänomens „Boden“. Konstruktivistischen Lerntheorien zufolge ist der Mensch ein geschlossenes System, in das nur über seine Sinneskanäle Eindrücke und Informationen aus der Umwelt gelangen können. „Es gibt keinen direkten Zugang (…), keine unmittelbare Erkenntnis, keine Einsicht in die Dinge der Welt, die vom Einfluss der Sinneskanäle absehen kann.“ (KLEIN/ OETTINGER 2000, S. 11). Jeder Lernende konstruiert seine Welt und seine Sicht der Dinge individuell, entsprechend wird auch vermitteltes Wissen nicht „Eins-zu-Eins“ übernommen. Zur Unterstüzung dieses Konstruktionsprozesses von „Welt“ werden für die Lernenden angemessene Lernumgebungen eingefordert, die eine affektive Beteiligung der Lernenden als wesentliche hirnphysiologische Voraussetzung zulassen und mehrdimensionale Lernverfahren über verschiedene Sinneskanäle und unterschiedliche Perspektivebenen sowie selbständig-entdeckende Lernprozesse fördern (vgl. KLEIN/ OETTINGER 2000, S. 36ff). Auch die von H. KÜKELHAUS entwickelten Experimentierstationen für das „Erfahrungsfeld der Sinne“ zum Beispiel sprechen gezielt unsere Sinne an, fördern deren Wahrnehmungsfähigkeit und Entfaltung. Dieser Ansatz der Sinnesbildung ist als Reaktion auf die Tendenz der abnehmenden Zugänge zu Sinneserfahrungen in unserer durch Industrie, Technik und Kommerz dominierten Gesellschaft entstanden. Die „Schule der Sinne“ geht durch eher spielerisch ausgerichtete Erfahrungen, die im Wahrnehmen der eigenen Sinne, Organe und Vermögen gemacht werden, einer grundlegenden Frage nach: „Wie lebt das Leben?“ (KÜKELHAUS 1982, S. 11f.; s.a. KÜKELHAUS 1995). Mit Blick auf die Umweltbildung hat nach KÜKELHAUS eine zerstörte Sinneswelt eine zerstörte Innenwelt zur Folge, was wiederum unabwendbar zu einer zerstörten Mitwelt und Umwelt führt. (KÜKELHAUS 1982 zitiert nach WINKEL 1995, S. 160). Eine erste, stärker emotional-sinnlich orientierte Begegnung mit den Naturphänomen, sie sehen und verstehen zu lernen, steht auch bei den Konzepten zum Naturerleben (vgl. u.a. CORNELL 1979, 1991; JANSSEN 1988) im Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit der Welt. Durch die eigenen Erfahrungen in der unmittelbaren Auseinandersetzung mit Phänomenen des Lebens werden Zusammenhänge und Wechselwirkungen in der natürlichen, sozialen und gebauten Umwelt erkannt und begriffen. Gleichzeitig kann sich eine von Empathie getragene „Achtung vor der Mitwelt“ (SCHREIER 1992) entwickeln. Insbesondere durch positive Begegnungen und individuelle Schlüsselerlebnisse kann eine persönliche Beziehung zur Natur, individuelle Betroffenheit und Verantwortungsbereitschaft entstehen. Dadurch ergibt sich auch eine Chance, Umwelt selbst als Mitwelt zu erleben, als Ganzes, zu dem man selbst gehört. TROMMER (1988) definiert Naturerleben als „... Anlass originaler Begegnung mit Naturphänomenen draußen“. Der Schlüssel für den unmittelbaren Zugang zu den Naturphänomenen ist zunächst ihre sinnliche Wahrnehmung im Prozess des Naturerlebens. Naturerlebnisspiele, wie sie z.B. von J.B. CORNELL (u.a. 1979; 1991) entwickelt wurden, können ein geeignetes Instrument sein, um verschiedene Wahrnehmungsebenen zu sensibilisieren. Letztendlich findet eine ertragreiche Allgemein- und Umweltbildung im (Sach-) Unterricht ihre Grundvoraussetzung in der Verknüpfung des sinnlichen Zugangs zu den Naturphänomenen mit der Vermittlung fachlich fundierten Wissens (WINKEL 1995). WINKEL spricht in diesem Zusammenhang von einer „zweigleisigen“ Gestaltung des Unterrichts. „Der Begriff zweigleisig ist dabei als Bild zu verstehen. Auf der einen Schiene werden die Fachinhalte transportiert, auf der anderen Erfahrungen, Erlebnisse, Gefühle. Beide Schienen sind durch die Schwellen verbunden und bilden einen einheitlichen Gleiskörper“ (WINKEL 1985 zitiert nach JANSSEN 1988, S. 4).
Ausgehend von
dem didaktischen Modell „Von den Sinnen zum Sinn“
(s. Abbildung; JANSSEN 1990) das einen Weg aufzeigt, wie Naturerziehung
vom Erleben zum Handeln führen kann, bringt der unmittelbare
Kontakt mit Boden, die selbstbestimmte Beobachtung und Betrachtung
dieses Naturphänomens Neugierde und Wissensdurst mit
sich. Es entwickeln sich eigenständige Fragestellungen,
die auf eigenen sinnlichen Wahrnehmungen aufbauen und deren
Antworten neue Erkenntnisse mit sich bringen. Das individuelle
Erleben sowie Austausch und Erfahrung in der Gruppe erzeugen
Möglichkeiten, das Bewusstsein zu schärfen, neue
Einsichten zu gewinnen und Zusammenhänge wie Probleme
zu verstehen. Diese Erfahrungen sind letztendlich grundlegend
für die Handlungsfähigkeit der Lernenden. (vgl.
JANSSEN o.J.)
Literatur: |
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