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Modul: Boden - Informationen
Kapitel: Bodenleben
Seitentitel: Anzahl und Biomasse der Bodenorganismen

Da die Bodenorganismen unterschiedlich groß sind und schon allein deswegen unterschiedliche Raumeinheiten beanspruchen, sind Angaben über die Individuenzahlen einer Art pro Bodeneinheit von eingeschränkter Aussagekraft. Die absolute Zahl der Individuen wird durch ihre Biomasse, d.h. durch die Gewichtsmenge, welche die Individuen dadurch zusammen entwickeln, relativiert. (vgl. Artenreichtum und Formenvielfalt der Bodenorganismen (1) )

Die Biomasse der jeweiligen Arten im Boden gilt als Indiz für ihre ökologische Bedeutung und als Maß für ihre Beteiligung an den Bodenentwicklungsprozessen und Stoffumsätzen.

Angaben über die Anzahl der Individuen einer Art und ihre Biomasse in einer bestimmten Bodenmenge sind in der Literatur z.T. sehr unterschiedlich. Das liegt zunächst einmal daran, dass die Präsenz und Verteilung der Bodenorganismen in einer bestimmten Bodenraumeinheit abhängig von den jeweils spezifischen Standortqualitäten variiert. Bodenorganismenarten sind also in verschiedenen Bodenproben quantitativ und qualitativ unterschiedlich verteilt. Darüber hinaus kommt es zu kleinräumigen Schwankungen innerhalb des Bodenkörpers und unterschiedlichen Verbreitungsverhältnissen im Jahresverlauf, abhängig vom Lebens- und Entwicklungszyklus der jeweiligen Art.

Weitere Variationen ergeben sich aus den unterschiedlichen Verfahren der Mengen- und Massenbestimmung (z.B. gravimetrische Verfahren, indirekte Verfahren über Atmungsmessung) sowie der Wahl unterschiedlicher Bezugseinheiten. So geben viele Autoren die Individuenzahlen und Biomassen bezogen auf eine Bodeneinheit von 1 m² Bodenoberfläche und 30 cm Tiefe (= 300 dm³ bzw. 300 l) an (vgl. u.a. BRAUNS 1968, DUNGER 1964), manche beschränken sich dabei jedoch auf die oberen 20 cm, die am dichtesten besiedelt sind (z.B. GISI et al. 1997), oder sie berechnen ihre Angaben bezogen auf eine Raumeinheit von 1 dm³ bzw. 1 Liter. Teilweise handelt es sich bei den Angaben auch um aggregierte Daten aus unterschiedlichen Quellen.

Die nachfolgend dargestellte Übersicht soll daher nur einen annähernden Eindruck über die Individuenzahlen und ihre jeweilige Biomasse im Bodenkörper vermitteln. Etwas davon abweichende Angeben zu den einzelnen Arten finden sich bei GISI et al. (1997, S. 62 und 74).

  Individuenzahl Biomasse (g)
  Durchschnitt Optimum Durchschnitt Optimum
„Mikroflora“        
Bakterien 1 Billion 1.000 Billionen 50 500
Strahlenpilze (Aktinomyceten) 10.000 Milliarden 10 Billionen 50 500
Pilze 1.000 Milliarden 1 Billion 100 1000
Algen 1 Million 10.000 Milliarden 1 15
         
Mikrofauna        
Geißeltierchen (Flagellaten) 0,5 Billionen 1 Billion      10 100
Wurzelfüßer (Rhizopoden) 0,1 Billionen 0,5 Billionen
Wimperntierchen (Ciliaten) 1 Milliarde 100 Milliarde
         
Mesofauna        
Rädertiere (Rotatoria) 25.000 600.000 0,01 0,3
Fadenwürmer (Nematoden) 1 Million 20 Millionen 1 20
Milben (Acarinen) 100.000 400.000 1 10
Springschwänze (Collembolen) 50.000 400.000 0,6 10
         
Makrofauna        
Enchytraeiden 10.000 200.000 2 26
Schnecken (Gastropoda) 50 1000 1 30
Spinnen (Araneen) 50 200 0,2 1
Asseln (Isopoden) 50 200 0,5 1,5
Doppelfüßer (Diplopoden) 150 500 4 8
Hundertfüßer (Chilopoden) 50 300 0,4 2
übrige Vielfüßer (Myriopoden) 100 2000 0,05 1
Käfer und - larven (Coleopteren) 100 600 1,5 20
Zweiflüglerlarven (Dipteren) 100 1000 1 10
übrige Insekten 150 15.000 1 15
         
Megafauna        
Regenwürmer (Lumbriciden) 80 800 40 400
Wirbeltiere (Vertebraten) 0,0001 0,1 0,1 10
         

Übersicht über die Individuenzahlen und Biomassen wichtiger Bodenorganismen in Böden Mittel- und Nordeuropas

(bezogen auf einen Bodenkörper von 1 m² Oberfläche und 30 cm Tiefe ; Zusammenstellung nach BRAUNS 1968, S. 63 auf der Grundlage von DUNGER 1964)


Danach gehören Pilze mit einer maximalen Biomasse von 1000 g pro 300 l Boden zu den massenstärksten und damit auch ökologisch höchst relevanten Arten, gefolgt von Bakterien, Strahlenpilzen und Regenwürmern.

Literatur
BRAUNS, A. (1968): Praktische Bodenbiologie. Stuttgart: G. Fischer.
DUNGER, W. (1964): Tiere im Boden. Wittenberg: A. Ziemsen.
GISI, U./ SCHENKER, R./ STADELMANN, F.X./ STICHER, H. (1997): Bodenökologie. 2. Auflage. Stuttgart; New York: Thieme.