PROJEKT HYPERSOIL | Pfad:https://hypersoil.uni-muenster.de/0/02/02/04.htm |
Modul: Boden - Informationen | |
Kapitel: Bodengefährdung | |
Seitentitel: Syndromansatz |
Grundsätzlich sind Bodendegradationen mit der Beeinträchtigung oder dem Verlust spezieller Bodenfunktionen verbunden und repräsentieren ein globales Phänomen. Die Degradationserscheinungen zeigen aber regional unterschiedliche Ausprägungen und Qualitäten, was sich in verschiedenen „Krankheitsbildern“ mit charakteristischen Symptomen widerspiegelt. Die jeweiligen Symptome resultieren aus spezifischen Belastungen des Bodens vor Ort wie z.B. Erosion durch Wasser oder Windeinwirkung, physikalische und chemische Schädigungen oder biotische Veränderungen des Bodenkörpers. Der Komplex der situationsspezifischen Symptome vor Ort lässt sich häufig zu einem Syndrom zusammenfassen, das als charakteristisches Krankheitsbild diagnostiziert werden kann. „[…] Fasst man die Böden als „Haut“ der Erde auf, dann handelt es sich bei der Syndromanalyse gewissermaßen um eine „geodermatologische Diagnose“. Im Rahmen dieser Diagnose wird unter „Syndrom“ das eigentliche Krankheitsbild mitsamt seinen Ursachen und Folgen verstanden“ (WBGU 1994, S. 155).
Weltweit lassen sich so verschiedene, anthropogen bedingte Bodenerkrankungen mit spezifischen Symptomen identifizieren, deren spezieller Merkmalskomplex als Syndrom bezeichnet wird. Im Wesentlichen lassen sich zwölf solcher für bestimmte Regionen auf der Erde besonders zutreffende Syndrome der Bodendegradation charakterisieren (s. Tab.1). Sie erstrecken sich von der Bodenzerstörung in Erholungsgebieten aufgrund starker Nutzung durch Lifte, Skipisten und Straßennetze (Alpen-Syndrom) bis hin zur Bodenzerstörung durch Kriegsaktivitäten (Verbrannte-Erde-Syndrom). Alle Syndrome treten in verschiedenen Regionen der Erde auf, z.T. auch mehrere Syndrome gemeinsam (vgl. GRAßL 1997, S. 15). Durch die Identifikation verschiedener Syndrome wird das komplexe Gesamtphänomen Bodendegradation ursachenbezogen differenziert. Als „Querschnittsphänomene“ eignen sich diese Syndrome besonders gut zur Analyse des „bodenzentrierten globalen Beziehungsgeflechtes“. Abhängig von vom unterschiedlichen Entwicklungsstand der Böden auf der Erde und ihren verschiedenen Beeinträchtigungen zeigen die Syndrome unterschiedliche Verbreitungsschwerpunkte und treten in bestimmten Regionen der Erde gehäuft auf (s. Tab.2). „Die Benennung dieser Syndrome ist bewusst plakativ und symbolhaft gewählt und orientiert sich an einem ausgewählten geographischen Brennpunkt oder einer markanten Begleiterscheinung“ (WBGU 1994, S. 8).
Im Hinblick auf die Problemlast des Krankheitsbildes spielen global gesehen insbesondere vier der in Tab.1 aufgeführten Syndrome eine herausragende Rolle: Huang-he-Syndrom, Dust-Bowl-Syndrom, Sahel-Syndrom und Sarawak-Syndrom. Beispielhaft soll hier das Huang-he-Syndrom näher skizziert werden, da es besonders schwerwiegend ist und auch in bestimmten Regionen Europas auftritt. Beim Huang-he-Syndrom – bezeichnet nach den Symptomen, die am Gelben Fluss in China aufgetreten sind – handelt es sich um ein Krankheitsbild, das durch den Wandel traditioneller Nutzungsformen fruchtbarer Böden hervorgerufen wird. „… Die traditionellen Methoden der Landwirtschaft waren gekennzeichnet durch arbeitsintensive, kleinräumige Pflege oft terrassierter Hänge mit Windschutzhecken, möglichst dauerhafter Vegetationsdecke und angepasster Fruchtfolge. Durch Vernachlässigung der Pflegemaßnahmen nach Einzug „moderner“ Landwirtschaft ist zum Beispiel entlang des Huang-he (Gelber Fluss) auf steilen Hangflächen die Erosion des dort tiefgründigen Lössbodens so vorangeschritten, dass jährlich circa 1,6 Milliarden Tonnen Löss verloren gehen, die als gelbbrauner Schlamm nach Sedimentation zu Rückstau und großflächigen Überschwemmungen im Unterlauf führen. Ähnliche Probleme treten auf den Philippinen, in Indonesien und entlang des ostafrikanischen Grabens auf“ (GRAßL 1997, S. 15/16). In ariden, semiariden und subhumiden Trockengebieten spielt vor allem das Sahel-Syndrom eine herausragende Rolle. Hier sind primär Wüstenbildungsprozesse (= Desertifikation) für die Bodendegradation verantwortlich (vgl. SCHRÖDER 2000, S. 14 f.).
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