PROJEKT HYPERSOIL     Pfad:https://hypersoil.uni-muenster.de/0/02/03/09.htm
Modul: Boden - Informationen
Kapitel: Bedeutung von Boden
Seitentitel: Gaia - Die Erde ist ein Lebewesen (20. Jahrhundert)

Die in Europa nunmehr über 200.000 Jahre alte Annahme der Menschheit, die Erde sei etwas Lebendiges, wurde in der Wissenschaft der 70er Jahren durch die Gaia-Theorie des renommierten britischen Physikers James Lovelock aufgegriffen. Nach Aussage Lovelocks ist diese Theorie eine „Alternative zu der landläufigen Anschauung (…), dass die Erde ein vom Leben nur bewohnter, ansonsten aber lebloser Planet aus Gestein, Wasser und Luft ist.“ (LOVELOCK 1992, S. 12).

Lovelock vertritt die Hypothese, dass die Erde ein lebendiger Organismus ist, der aus ähnlichen Bestandteilen wie der menschliche Körper (Nervengeflecht, Organe, Lungen etc.) aufgebaut und zur Selbstregulation fähig ist. Lovelock prägte den Begriff „Geophysiologie“ und definiert Gaia als „… ein durchgängiges physiologisches System, eine Entität, die zumindest in dem Sinne lebendig ist, als sie wie jeder biologische Organismus ihren Stoffwechsel und ihre Temperatur selbst regelt und in den mehr oder weniger engen Grenzen hält, in denen das Leben bestehen kann.“ (LOVELOCK 1992, S. 10). „Gaia ist ein evolvierendes System, bestehend aus allem Lebendigen und seiner Oberflächenumwelt, den Meeren, der Atmosphäre, dem Krustengestein, wobei diese beiden Komponenten fest verkoppelt und nicht voneinander zu trennen sind. (…) gemeint ist ein System, das aus der gemeinsamen und wechselseitigen Evolution der Organismen und ihrer Umwelt im Laufe der Entwicklungszeitalter des Lebens auf der Erde hervorgegangen ist.“ (LOVELOCK 1992, S. 11).

Lovelock zieht Parallelen zwischen den Lebewesen Mensch und Erde sowie deren Krankheiten. Der „Patient Erde“ wird auf Krankheitssymptome untersucht und soll mit den Mitteln der „Erdheilkunde“, die Aufschluss über mögliche Heilungsmethoden gibt, zur Genesung kommen (vgl. LOVELOCK 1992, S. 12 ff.). Lovelock weist auf die „Menschenplage“, welcher die Erde ausgesetzt ist, hin (vgl. LOVELOCK 1992, S. 153 ff.). Er diagnostiziert die Entblößung und Zerstörung der lebendigen Haut der Erde als ihre gefährlichste Krankheit, denn „Wälder und andere natürliche Ökosysteme sowie deren Böden zu zerstören ist wie eine Hautverbrennung“ (vgl. LOVELOCK 1992, S. 157).

Letztendlich wird nach der Gaia-Theorie Lovelocks - ähnlich der griechischen Erdgöttin, die unnachsichtig mit allen war, die nicht in Einklang mit der Erde lebten - „… jede Spezies, die die Umwelt schädigt und sie dadurch für ihre Nachkommen unbewohnbar macht, (…) schließlich ebenso sicher ausgestoßen wie jene schwächeren Exemplare einer Spezies, die den „Fitneßtest“ der Evolution nicht bestehen“ (LOVELOCK 1992, S.25).

Weiterführende Literatur

LOVELOCK, J. (1982): Unsere Erde wird überleben. Gaia – eine optimistische Ökologie. München: Heyne.
SEILER, S.G. (Hrsg.) (1991): Gaia - Das Erwachen der Göttin. Die Verwandlung unserer Beziehung zur Erde. Braunschweig: Aurum.

Interessante Links

RÜCKERT, M. (1997): Gaia: Mutter Erde ist ein Lebewesen und Amazonien eines ihrer wichtigsten Organe – Aus den Arbeiten von James Lovelock. http://www.av.fh-koeln.de/professoren/rueckert/scripten/brgaia.doc [Stand:2002]

Literatur

LOVELOCK, J. (1992): Gaia. Die Erde ist ein Lebewesen - 2. Auflage - Bern: Scherz Verlag.